Gestern bin ich von einer Journalisten-Reise aus dem Silicon Valley zurückgekommen.

Jetzt bin ich mehr noch als zuvor davon überzeugt, dass auch Ihr
zukünftiger Job – spätestens der in fünf Jahren –  heute in San Francisco
und im Umkreis von 100 Kilometern südlich dieser Traumstadt geschaffen wird.

Dort treffen Risikokapital und Softwareingenieure in einer Form aufeinander,
die in der ganzen Welt einmalig ist.

Und viele deutsche Firmen sind dort bereits mit einem Scouting-Büro, mit Forschungszentren
oder operativen Betrieben fest verankert. Die Chefs aus Deutschland sind
– wer würde es Ihnen verdenken – auch regelmäßig vor Ort. Überall werden
den deutschen Besuchern stolz Bilder mit Hannelore Kraft und Philipp Rösler gezeigt.

Stellen Sie sich eine BMW Repräsentanz vor, in der Sie kein Benzin-
oder Diesel-angetriebenes Fahrzeug mehr sehen.

Stellen Sie sich ein Einkaufszentrum vor, in dem Menschen vor einem
Tesla Auto Schlange stehen und es keinen Buchladen mehr gibt. In
ganz San Francisco gibt es überhaupt keinen großflächigen Marken-
Buchhändler mehr.

Taxis werden nur noch über einen Klick auf das Smartphone bestellt
und wahrscheinlich kommt gar kein Lizenztaxi mehr, sondern ein
Fahrzeug, das Ihnen eine Mitfahrgelegenheit anbietet. Und das
zu weitaus günstigeren Kosten.

Stellen Sie sich Büros in Hochhäusern vor, die zu einer Garage
umgebaut wurden, nur um den Nerds ein Start-up Feeling zu vermitteln.

Und jeder mit einer halbwegs interessanten Idee bekommt schon mal
40.000 $, um diese zu starten. Jeder unterstützt jeden und teilt seine
Ideen, die hin und wieder auch mal geklaut werden, aber kein Problem,
man hat ja bereits 50 neue Ideen im Gespräch mit den anderen entwickelt
und seiner Venture-Capital Firma vorgestellt. Mehr als ein Jahr dasselbe
zu machen, grenzt schon an Stillstand und Langeweile.

Die Journalisten auf der Reise haben sich gefragt: Wer liest und bestellt
in fünf Jahren meine Zeitung, wenn das so weitergeht – und sich fast
nostalgisch den San Francisco Chronicle unter den Arm geklemmt.
Wer außer ihnen selbst interessiert sich noch für Nachrichten von gestern?

Und was sind überhaupt Nachrichten und Informationen in der Zukunft?

Facebook hat uns eine neue App vorgestellt, die dann bezeichnender Weise
auch noch „paper“  heißt. Dass wenigstens der Begriff und die Haptik bleiben,
wurde in der Journalisten-Runde dann auch positiv aufgenommen,

https://www.facebook.com/paper

Mit paper kann sich jeder seine eigene Zeitung, als Mischung von E-Mails,
Homepages und natürlich auch (noch) traditionellen Medien auf dem Iphone
zusammenstellen.

Auch Google setzt voll den Trend.

Der Marktführer optimiert sein Newsangebot regelmäßig und sagt den Journalisten, die der
Meinung sind, dass ihnen für ihre Inhalte Lizenzgebühren zustehen würden.
„Wir machen kostenlose Werbung für Euch, wenn er die nicht wollt, meldet Euch
doch einfach bei uns ab.“ Heißt im Klartext – von uns bekommt Ihr kein Geld.

Auch die Arbeitswelt wird sich verändern.

Die Mitarbeiter bei Google, Facebook & Co. werden rund um versorgt. Drei
Mal am Tag kostenloses Gourmet-Essen gehört genauso dazu, wie das
Fitness-Center, der Waschsalon, der Massagesessel und der Friseur –
aber das kennen Sie sicherlich bereits aus den zahlreichen Fernsehreportagen.

Was sich hier entwickelt, ist der Prototyp des sogenannten:

Prosumenten

einer individuellen Mischung aus Produzent (meist noch von Software und Apps) und
Konsument, der ständig Online ist und sein Smartphone voll von Anwendungen für Produkte und
Dienstleistungen hat, die er sich vorher aufwendig(er) beschaffen musste.

Wenn man etwas will, das es noch nicht gibt, wird es einfach
selbst „hergestellt“ und dann sucht man sich Risiko-Kapital, um es marktreif
zu machen. Risiko-Kapital deshalb, weil von 10 Ideen maximal zwei für den
Geldgeber profitabel werden, aber am Anfang keiner so richtig weiss, welche
es sein werden. Aber Scheitern gehört zum guten Ton. Wer nicht mindestens
zwei bis drei Mal „seinen Laden“ in den Sand gesetzt hat, ist auch nicht
ausreichend  an’s Limit gegangen.

Was können Sie für sich daraus lernen?

1. Konsumenten bekommen immer mehr „Mitsprache-Recht“ bei der
Produktentwicklung und oft sogar bei der Herstellung.

2. Scheitern – auch im Job – ist kein Makel, sondern Teil des langfristigen
Erfolgs.

3. Achten Sie darauf, ob und wie Prosumtion und die „Arbeits-Kultur des
Silicon Valley“  in Ihrem (neuen) Unternehmen umgesetzt wird.
Denn nur Unternehmen, die das erfolgreich können, werden
langfristig überleben.

Wer jetzt davon träumt, dass es vielleicht auch die Bild-Zeitung
endlich mal erwischt, sollte sich diese Seite anschauen

http://www.axelspringerplugandplay.com/

und sich beim nächsten Berlin-Besuch persönlich informieren, wie San Francisco
und Silicon Valley dort mittlerweile schon erfolgreich kopiert werden.

Dazu packen Sie das Zalando-Paket einfach in den Koffer und bringen die Retoure
mal bei den Samwer-Brüdern persönlich vorbei und sagen Ihnen, wie Sie sich
Ihre zukünftigen Schuhe vorstellen. Sie sehen, ein bischen Prosument sind Sie
schon.

Wenn Sie jetzt noch technisch interessiert und witzig drauf sind, können Sie auch
schon mal eine eigene App erstellen

http://appyourself.net/de/app_baukasten

und spaßeshalber bei Ihrer Sparkasse nach Risiko-Kapital fragen.

Hier liegt noch der Unterschied zum Silicon Valley – Sie werden es wahrscheinlich nicht
bekommen. Aber überlegen Sie sich mal, welchen Eindruck Sie im Vorstellungs-
gespräch machen können, wenn Sie erzählen, dass Sie Apps programmieren
und dieses Wissen gerne auch Ihrem neuen Chef zur Verfügung stellen
würden.

Mit dem Hinweis, dass Sie in den letzten Monaten nicht arbeitssuchend waren,
sondern einen App-Programmier-Kurs ( durchauch kostenlos und online )
besucht haben, lassen sich auch toll Lücken im Lebenslauf schliessen.