Immer noch scheitern viele Vorstellungsgespräche daran, dass sich die Bewerber
unterlegen fühlen. Und auch viele Karriere finden deshalb nicht statt, weil die
Mitarbeiter im Gespräch mit den Vorgesetzen nicht das notwendige Selbstbewußtsein
an den Tag legen.

Hier bin ich, der kleine Bewerber/Mitarbeiter – dort ist das große Unternehmen, der
Arbeitgeber.

Diese Ansicht mag in einigen wenigen inhabergeführten Betrieben noch Gütigkeit haben, aber die
meisten Unternehmen, werden von Menschen repräsentiert, die ebenfalls mal klein
angefangen haben. Der Unterschied ist nur – diese Menschen haben sich Macht zugetraut, sie sich
genommen oder sie bekommen. Warum zögern Sie noch?

Mein ehemaliger Kollege bei der Lufthansa wurde noch als Hauptabteilungslieter regelmäßiig
von der gleichen Person zusammengefaltet, die ihm bereits Jahrzehnte zuvor klargemacht
hatte, „wer hier der Chef ist“.

Kennen Sie auch solche Fälle. Wenn ja, dann ist ein Jobwechsel, ein neuer Arbeitgeber
der richtige Zeitpunkt, dies zu ändern.

Mein Kollege wechselte zu einem führenden Foodkonzern und stieg dort fast in den Vorstand
auf. Und das Stechen im Magen, das er bei jedem Anruf seines Vorgesetzen bekam, war von
heute auf morgen weg.

Eine Methode, wie man eine solche Situation grundsätzlich vermeiden kann, hat mir der
bekannte Psychologe und ehemaliger Personalleiter von Boehringer Dr. Alfred Bierach vor
bereits vor über 30 Jahren erklärt.

Sieh Dich immer als Chef Deiner eigenen Firma – auch wenn Du angestellt bist.

Dein Arbeitgeber ist im Grunde nichts anderes als Dein Kunde. Und als guter Unternehmer
versuchst Du alles, um aus ihm einen Stammkunden zu machen. Dass jedem
Unternehmer aus unterschiedlichen Gründen auch mal ein Kunde verlustig geht, ist
nur natürlich. Dann geht es einfach darum, schnell einen neuen Kunden zu finden.
Nicht mehr und nicht weniger.

Auch Du selbst solltest Dich immer wieder nach neuen Kunden umschauen, die Dir für
Deine (unternehmerische) Leistung mehr Geld bezahlen. Und wenn Du einen gefunden
hast, musst Du Deinem alten Kunden halt sagen, dass Du ihn nicht mehr beliefern kannst.

Mit dieser Einstellung erscheint auch das von den Gewerkschaften immer so verteufelte
Bild des Zweit- und Drittjobs in einem anderen Licht. Klar, darf das nicht bedeuten, dass
ich nach acht Stunden, um meine Kosten decken zu können, noch irgendwo anders arbeiten
muss.

Aber vielleicht arbeite ich auch mal vier bis sechs Stunden für einen Arbeitgeber und die
restlichen vier Stunden in einem anderen Betrieb.

Wichitg ist es zu erkennen, dass alternative Beschäftigungsmodelle einen Menschen
gesellschaftlich nicht schlechter machen, sondern ihm im Gegenteil sogar zusätzliche
Freiheiten geben und vielleicht sogar mehr Nettolohn sichern.

In West-Berlin gab es früher viele, von denen man nie wußte, ob sie hauptberuflich eigentlich
Studenden oder Taxifahrer waren. Und das war gut so. Die Stadt wäre ohne diese Menschen,
nicht die Stadt mit Flair geworden, die sie heute ist.

Und wenn Zeitarbeit aufgrund der zahlreichen Mißbräuche in den letzten Jahren, sicherlich
heute zum Teil unter berechtigter Kritik steht, so wird sie sicherlich in der Zukunft eine wichtige
Beschäftigungsform für Menschen sein, die sich auch für Auto- und Wohnungssharing begeistern.

Stehen Sie deshalb morgen auf und sagen zu sich: Guten Morgen Chef, was packen wir heute an.

Dann sehen Sie Ihren Vorgesetzten schon bald als Partner für neue Ideen und Geschäfte und
auch er wird erkennen, dass Sie mit einem ganz anderen Elan an die Arbeit gehen.

Und wenn nicht – wechseln Sie den Kunden.